Schon beim Landeanflug auf Puerto Maldonado sieht man aus der Luft diesen gewaltigen grünen Teppich, bei dem man nur erahnen kann, was er beinhaltet. Durchzogen wird der Urwaldteppich von riesigen Flussmäandern des Rio Tambopata, dessen Wasser eher an eine braune Brühe erinnert, obwohl es ziemlich sauber ist.
Nach der Landung auf dem Flughafen von Puerto Maldonado wird man schon morgens um 8 Uhr vom Urwaldklima fast erdrückt: eine brennende und stechende Sonne bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 90%.
Nach einer ca. eineinhalbstündigen Fahrt den Tambopata hinauf wird am Anlegeplatz der Lodge (Explorers Inn) festgemacht und es geht steile Treppenstufen die ca. 10 m hohe Uferböschung hinauf. In der Lodge angekommen wird jeder erst einmal von Willi, einem in der Lodge lebenden blaugelben Papagei, begrüßt und natürlich auch von dem immer freundlichen und stets hilfsbereiten Personal.
Die Lodge befindet sich in einer Lichtung mitten im intakten Regenwald und besteht aus dem zentral liegenden Speisesaal sowie den darum angeordneten Wohnbungalows. Warmwasser und Elektrizität gibt es hier nicht, mit Ausnahme von Solarenergie für das abendliche Licht in Speisesaal.
Um die Lodge herum existieren ca. 30 km Wanderpfade, die alle sehr gut zu begehen sind und einen hervorragenden Einblick in das Urwaldleben ermöglichen. Hier kann man viele exotische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, wobei es keine Garantie gibt, dass man sie auch alle zu sehen bekommt. Selbst ständig in der Lodge lebende Personen sehen einige Tiere über Wochen nicht. Durch das Regenwaldklima bedingt, ist es tagsüber drückend heiß, so dass sich zu dieser Zeit die meisten Tiere zur Siesta oder in Bereiche des Waldes zurückziehen, die für den Menschen unzugänglich sind. Die beste Zeit, um die Tiere zu beobachten, ist frühmorgens, vor und nach Sonnenaufgang sowie am späten Nachmittag, ungefähr eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang und kurz danach.
Das Programm der Lodge ist sehr vielfältig. Neben den Wanderwegen, die man auch ohne Führer begehen kann, ist es ebenfalls möglich auf die andere Flussseite überzuwechseln und ein typisches Dorf dieser Region und seine Einwohner kennen zu lernen. Hier sieht man dann zum Beispiel Kaffee-, Kakao- und Kokospflanzen oder aber auch Papayaplantagen mitten im Regenwald.
Abends werden nächtliche Fahrten auf dem Fluss angeboten, bei denen man mit ein wenig Glück auch Krokodile oder Kaimane beobachten kann. Zudem ist es möglich den Tambopata noch weiter hinauf zu fahren, am Flussufer zu übernachten, um dann am nächsten Morgen die ganze Vielfalt an Flora und Fauna des Regenwaldes zu bestaunen. Mit ein wenig Glück sieht man sogar große Schwärme von farbenprächtigen Papageien sowie kleineren Vögeln, die sich früh morgens an Salzlecken einfinden, um den mineralstoffhaltigen Lehm zu fressen. Diesen brauchen sie, um Giftstoffe, die sie mit ihrer Nahrung aufnehmen, zu neutralisieren.
Für das leibliche Wohl während des Aufenthalts in der Lodge sorgt die hervorragende Küche. Mittags und abends werden mitten im Regenwald Drei-Gänge-Menüs serviert, welche die enorme Nahrungsvielfalt vor Ort unterstreichen. Das ändert sich selbst bei einer Übernachtung am Flussufer nicht, da hier die Küche einfach mitgenommen wird, um die Mahlzeiten frisch zubereiten zu können.
Da wir Ende Januar, also noch zur Regenzeit und damit in der Nebensaison, dort waren, hatten wir das große Glück, die einzigen Gäste zu sein. Deshalb war es uns möglich, fast alle dort lebenden Tiere zu Gesicht zu bekommen, da wir erstens eine kleine Gruppe waren und zweitens uns die vor Ort lebenden Wissenschaftler zuvor erklärten, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir Tiere entdecken. Die Regenzeit kann aber auch Beobachtungen verhindern, wenn die Flüsse zu viel Wasser führen, es zu Überschwemmungen kommt und sich die Tiere verkriechen.
Ein Aufenthalt in der Lodge «Explorers Inn» und der Besuch des Regenwaldes sind sehr empfehlenswert und ein einmaliges Erlebnis. Wir verbrachten dort aufregende Tage, die wir nicht missen möchten. Man sollte jedoch bedenken, dass es für Menschen mit einer Insektenphobie sowie mit Kreislaufproblemen bei heißem Klima problematisch werden könnte. Für solche, die neugierig auf den Regenwald geworden sind und nun unbedingt dorthin reisen möchten, ein kleiner Tipp zum Schluss: ganz viel und ganz starkes Insekten-/ Mückenmittel mitnehmen (50 deet+) oder die Mosquitos «fressen» einen auf, Textilien sind für sie kein Hindernis ...