Im
Herbst 2002 hatten wir die einmalige Gelegenheit, während zwei Monaten große
Teile des alten Inka-Reiches zu bereisen. Via Nordamerika, wo Alex in Oregon,
Kalifornien und Texas vor der Reise noch beruflichen Verpflichtungen nachgehen
musste, und mit viel Gepäck beladen, trafen wir am 2. September in Lima ein.
Die ehemalige, elegante Residenz des spanischen Vizekönigs und heutige
Hauptstadt Perus gibt dem Reisenden – trotz nicht sonderlich einladender
grauer Nebeldecke – mit ihren reichen Museen einen wundervollen Einstieg in
die verschiedenen Epochen indianischer Kultur.
Die
Sonne, das wichtigste Symbol der Inkas, bekamen wir auf unserer Busreise nach
Norden in die
«Suiza peruana» (Provinz Ancash) erst abseits der Küste zu Gesicht. Huaraz
und Caraz sind dort die Ausgangspunkte für Trekking- und Bergtouren in der
Cordillera Blanca mit den vielen weißen Sechstausendern.
Luis Roja Lara aus
Caraz führte uns mit acht Tieren und vier Helfern in fünf Tagen über den
Santa Cruz Trail mit Camps bis auf 4200 m und der Übersteigung der Punta Union (4750
m).
Nach
einem Ausflug zum fast dreitausend Jahre alten Chavin de Huantar ging’s im
Nachtbus zurück nach Lima und von dort während vier Wochen mit
Benjamin Muñiz
von Instinct Tours
(Cusco) und seinem Geländewagen durch Mittel- und
Südperu, zuerst der Küste entlang (Paracas, Islas Ballestas, Ica und Nasca,
mit Überflug der berühmten, wohl von Menschen geschaffenen Linien im Wüstensand).
Die Reise über die Anden von Apurimac nach Cusco, dem Zentrum des alten
Inka-Reiches, führte uns unversehrt (von Hinterhalten) durch viele
Vegetationszonen.
Das
heilige Tal des Rio Urubamba war dann Ausgangspunkt für das Trekking über den
Inka-Trail (wiederum mit Biwaks auf grosser Höhe) nach Machu Picchu, der von
den Spaniern nie entdeckten, hoch auf den Bergen angelegten Stadt am Rande des
Urwalds. Ein Abstecher ins unwegsame Gebiet des Tambopata-Flusses in Südostperu
mit den vielen Vogelarten, Schmetterlingen, Affen, Alligatoren etc. gab uns dank
kundiger Führung durch Andrew Rodrigues
aus England einen
unvergesslichen Einblick ins Leben im dichten Regenwald.
Zurück
in Cusco gelangten wir mit Peru-Rail in zehnstündiger Fahrt aufs eigentliche
Altiplano, zuerst zur Marktstadt Juliaca und von dort nach Puno am Titicacasee.
Dieser See ist das grösste Süßwasser-Reservoir
des südamerikanischen Kontinents (20% der Fläche der Schweiz) und liegt auf
3800 m. Ein Ausflug zu den schwimmenden Inseln in der Bucht von Puno und noch
mehr der Besuch der Insel Amantaní, wo wir bei Einheimischen einquartiert
wurden, brachte uns die (heute angepasste) Kultur des alten, fast ausgestorbenen
Volkes der Uros näher. Wie auf Amantaní erlebten
wir auch auf der zweiten Insel Taquile im Freien strickende Männer, welche die
für diese Region typischen Mützen herstellen.
Von
Puno weiter nach Arequipa, der zweitgrössten Stadt Perus im vulkanreichen und häufig
von Erdbeben heimgesuchten Süden des Landes. Dort sind die berühmten
Inka-Kindermumien, auf dem Vulkan Ampato (6288 m) den Göttern geopfert, im
lokalen Museum tiefgekühlt ausgestellt. Die Besteigung des etwas besser zugänglichen
6057 m hohen Nevado Chachani begannen wir vom Biwak auf 5200 m aus kurz nach
Mitternacht. Ungünstige Umstände bei diesem nächtlichen Aufstieg über steile
Schneefelder zwangen uns auf etwa halber Höhe zur Umkehr (deshalb stammt das
beigelegte Gipfelfoto von dem etwas weniger hohen Cerro Chacaltaya in Bolivien).
Eine
malerische Reise ins Colcatal (Flug der Kondore) und dann von Arequipa zum
Titicacasee und von dort nach La Paz beendete die fünfwöchige Reise in Peru.
Sie ist für uns perfekt organisiert worden
von Claudia Dopf
vom deutsch-peruanischen Reiseveranstalter
Inka-Reisen
in Lima, spezialisiert auf Perureisen für Deutschsprachige und Herausgeber
des Peru-Spiegels. Dasselbe Lob trifft auf Andy Hirt
von Southamtrack
zu,
der Abenteuerreisen in Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay und Brasilien
anbietet und dessen Frau Alicia
in Colonia del Sacramento in Urugay ein Estanzia-Hotel
betreibt. Mit Andy und zusammen mit den nach La Paz geflogenen Freunden
Roger
Egger und Andrée Arth
ging die Reise im Landrover zuerst in die
Cordillera Real (Besteigung des Cerro Chacaltaya, 5422 m), dann nach Tiahuanaco,
dem religiösen Zentrum der Tiwanakus, und schliesslich nach Copacabana am
Titicacasee (Ausflug zur Isla del Sol). Nach zügiger Fahrt übers Altiplano,
am höchsten Berg Boliviens (Sajama, 6542 m) vorbei, erreichten wir den
Lauca-Nationalpark in der Nordwestecke Chiles. Die Becken der Salares
(Salzsseen) auf grosser Höhe mit ihrer Tierwelt (drei Flamingo-Species und
viele andere Vögel; Vicuñas, Alpacas, Lamas, Viscachas) sind beeindruckend.
Die
Fahrt von den Anden hinunter zur Küste durch die immer trockener werdende
Atacamawüste zeigte, wie lebensfeindlich die Natur entlang der Pazifikküste in
dieser Region ist.Sobald hingegen etwas Wasser sprudelt, z.B. in kleinen
Flussoasen, wachsen Früchte und Gemüse. Ein Abstecher ins neblige Iquique am
Pazifik, das Beobachten einer Seelöwenkolonie, der Besuch der grössten
Kupfertagebaumine der Welt (Chuquicamata) und schliesslich die Touren um San
Pedro de Atacama (z.B.Tatio-Geysire) waren Höhepunkte in Nordchile.
Über
die bolivianische Grenze hoch oben in den Bergen erreichten wir die Laguna
verde, balancierten zwischen den gefährlich brodelnden Töpfen der «Teufels Küche»
und gelangten über schwierige Fahrpfade zur Laguna colorada. Sie ist von all
diesen Seen Südwestboliviens der farbenprächtigste, auch dank den rund 30 000
Flamingos, die darin leben. Der Salar von Uyuni
(~15
000 km2)
war wegen starken Regenfällen überschwemmt und deshalb nicht befahrbar. Von
Uyuni übers weitläufige Altiplano und Passübergänge und durch karge, aber
malerische Täler und Schluchten erreichten wir die Grenze zur Provinz Salta.
Die Fahrt zu Gold- und
Kupferbergwerken,
Salzseen und über den höchsten Andenpass, den 4895 m hohen Abra del Acay,
hinab ins
Calchaquí-Tal
mit seinen blühenden Kakteen endete in Salta, einer der schönsten
Provinzhauptstädte Argentiniens. Tausende von Jahren alte indianische
Felszeichnungen, die Weingüter von Calafate, die Ruinen der indianische Stadt
Quilmes, das Privatmuseum des genialen Künstlers Hector Cruz und schliesslich
Tafi del Valle mit seiner Käseproduktion, waren weitere Höhepunkte der auch
kulinarisch unvergesslichen Reise.
Zum
Abschluss gab’s noch einen Besuch von Córdoba (mit Vortrag an der Universität),
von Colonia del Sacramento mit Aufenthalt im Hotel Gondwana von Alicia und Andy
Hirt und schließlich
von Buenos Aires, wo wir die schwierige wirtschaftliche Situation Argentiniens
klar erkennen konnten. Das grossartige Ballett im Colón und die Tango-Show
erinnerten aber an die alte Eleganz des «Paris von Südamerika».
Anfang
November hiess es, via New York in die Schweiz zurückzureisen.
Im Dezember 2002
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